Rumaenienburgen

 

 
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Schlösser, Sonnenuntergänge und schmerzende Füße
Burgen in Transsilvanien, Maramures und der Bukowina - Tagebuch meiner siebten Rumänienreise im Juli 2008


2. Tag, 13. Juli 2008
 

Um 9.00 Uhr nahmen wir den Mietwagen entgegen. Nachdem ich die Gesichtszüge des Verleihers mit der Ankündigung, u. a. nach Suceava fahren zu wollen, zum Entgleisen gebracht hatte (von dieser Strecke hatte er mir in den Vorjahren immer nachdrücklich abgeraten) und wir ihn nach Hause brachten (während dessen er mich mehrfach eindringlich bat, vorsichtig nach Suceava zu fahren *g*), konnte es endlich losgehen. Unser erstes Ziel war das 1900 erbaute Castelul Banffy in Borsa , etwa eine Stunde von Cluj entfernt.
Bis kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs war es der Sommersitz der Familie von Bánffy. Als die Kommunisten sie rauswarfen, stieß die Baronin einen Fluch gegen das enteignete Haus aus: Es solle eine Irrenanstalt werden. Die Wirklichkeit hat den Fluch übertroffen; Schloss Borsa wurde eine der monströsesten Psychiatrien von Rumänien, so ein Artikel des Spiegels. Weiter ist darin zu lesen, die Sterberate in den grauen, kalten Mauern läge bei 10%. Wer keine Verwandten hat, die mit Lebensmittelpaketen und Geschenken die Pfleger bestechen, dürfe hier nicht ernstlich krank werden.

Ich parkte den Wagen in unmittelbarer Nähe des Schlosses und nachdem ich Fotos der Seitengebäude geschossen hatte, näherte ich mich langsam dem Tor. Kein Wärter war zu sehen. Hinter der zum Teil eingestürzten Umfassungsmauer liefen mehrere "Patienten" (von Therapie kann hier wohl kaum die Rede sein) im Pyjama durch den Schlosspark. Ein ebenfalls mit einem graublauen Schlafanzug bekleideter Mann mit kurz geschorenen Haaren kam energisch auf mich zu und nach kurzem Wortwechsel verkündete er in gebrochenem Deutsch mit lautstarkem Ton, dass er deutsche Zeitungen lese und "Bescheid wisse". Das Szenario erinnerte an einen Psychofilm und die Situation wurde merklich unangenehm, zumal inzwischen auch andere Patienten auf mich aufmerksam wurden. So machte ich schnell noch ein Foto vom Turm, ohne dass Personen auf dem Bild zu sehen waren, und verließ das Areal zügig.


Die Banffy-Schlösser in Borsa und Rascruci

Nach einem Fotostopp am Castelul Banffy in Rascruci durchfuhren wir "das Tor zum Maramures" und erreichten nach über zwei Stunden die Gegend von Somcuta Mare, südlich von Baia Mare. Unsere nochmals über zweistündige Suche nach den Ruinen der Cetatea Chioarului bei Berchezoaia (Waldbach) begann...


Das Tor zum Maramures


Auf der Suche der Cetatea Chioarului bei Berchezoaia (Waldbach)

Drei mögliche Wege standen uns zur Verfügung - und natürlich erwies sich erst der dritte Versuch als erfolgreich. Vom südlich gelegenen Dorf Buteasa gab es entgegen einer Karte keinen befahrbaren Weg, so dass ich zwei Männer fragte, welche uns auf eine Schotterstraße durch den Wald schickten. Diese endete am Fluss zwar unweit des Burgberges, dieser hatte auf der Flussseite jedoch eine steile Felswand und keinen begehbaren Weg. Auf nochmalige Nachfrage bei einer Feriensiedlung am Fluss teilte man uns mit, dass wir die unbefestigte Straße zurück durch den Wald nehmen und weitläufig um den Burgberg herum nach Berchezoaia fahren müssten. Dort angekommen, fand sich sogar ein Wegweiser zur Ruine, für Rumänien eher eine Ausnahme. Hinter dem Dorf teilte sich die Schotterstraße, ein weiteres Schild oder gar Wanderzeichen gab es jedoch nicht. Ich parkte und wir stiegen auf den benachbarten Berg hinauf. Dort erklärte uns ein Bauer, wo sich die Ruine tatsächlich befindet (siehe Foto oben rechts). Meine Begeisterung hielt sich bei der Entfernung verständlicher Weise in Grenzen, zumal die Sonne brannte und das Thermometer stolze 37°C anzeigte. Nach einem endlosen Fußweg in sengender Hitze durch zwei Täler und über einen weiteren Hügel hatten wir es aber schließlich geschafft und nach dem Durchstreifen einer hüfthohen Wiese endlich die Ruine der einst mächtigen Schutzburg aus dem 13. Jahrhundert gefunden.


Auf dem Weg zur Burgruine von Berchezoaia (Waldbach)


Cetatea Chioarului, Berchezoaia (Waldbach)

Durch Hecken und Brennnesseln schlugen wir uns den Weg bis in die hintersten Ecken des Burgplateaus, um nach dem anstrengenden Aufstieg auch ja jedes noch so kleine Mauerstück auf Fotos zu bannen. So schön der Weg über die Berge auch war (bei dem ich mich aufgrund loser Steine gleich mal wieder wie gewohnt flach legte...), so gehört Berchezoaia sicherlich zu einer jener sechs Ruinen meiner diesjährigen Tour, die ich wegen der zu laufenden Strecke nicht unbedingt ein weiteres Mal besuchen werde.

Der Rückweg zum Auto war bei diesen Temperaturen nicht minder anstrengend und mein Wasservorrat neigte sich bereits dem Ende zu. Aber zumindest wussten wir jetzt, wo entlang wir laufen mussten. Die Fahrt Richtung Bistrita (Bistritz) nach einem Halt an der Tankstelle zum Getränkeeinkauf war weiter als gedacht, und so dämmerte es bereits, als wir nach einem Zwischenstopp an der Kirchenburg von Dumitra (Mettersdorf) den Dealul Cetatii (Burgberg) von Bistrita erreichten. Die Ruine der Kirchenburg von Jelna haben wir aufgrund der Tageszeit gleich ganz ausgelassen, zumal wir erst gar keine Straße zu diesem Ort fanden.


Kirchenburg Dumitra (Mettersdorf)

Zwar gibt es nach Fotos aus dem Internet einen Fahrweg auf den Burgberg, dieser stellte sich bei näherer Betrachtung jedoch als gänzlich UNbefahrbar heraus... So ließen wir Schafe passieren und parkten das Auto am Waldrand. Von hier war der Funkturm auf dem Berg jedoch nicht mehr zu sehen, so dass wir uns schließlich etwa in Richtung des Hügels querfeldein durch den Wald schlugen, bis wir wieder auf einen Weg stießen. Der erste Waldweg, wo sich eine fette Kröte in einer Pfütze kühlte, endete nach kapp einem Kilometer vor undurchdringlichen Hecken. Der zweite Pfad, den wir wählten, führte nicht nur auf den falschen Hügel, sondern war auch noch derart steil, dass ich trotz Stock Mühe hatte, dort hinauf zu kommen.

Wir wollten bereits aufgeben, als ich beim Abstieg einen weiteren Weg entdeckte - eben jenen nicht befahrbaren "Fahrweg" auf den Burgberg. Es wurde zwar bereits merklich dunkler, aber wir wollten nichts unversucht lassen, und stiegen auch diesen (zum Glück) noch hinauf. Viel war von der einstigen Burg nicht mehr zu sehen, außer Trampelpfaden, Erdwällen und minimalen Mauerresten lediglich noch eine verschüttete Felsenkammer. Aber Albert und ich waren dennoch zufrieden, die Ruine letztendlich doch noch gefunden zu haben.


"Dealul Cetatii", Bistrita (Bistritz)

Nach einem Abendessen in Bistrita ging es über die marode Pass-Straße 45 Km hinauf nach Piatra Fantanele. Unterhalb unseres Hotels am Borgopass (Pasul Tihuta) hielt ich am Straßenrand und packte mein Stativ aus, um ein paar Fotos zu machen. Bislang hatte ich den Ort immer gemieden, weil er im Grunde lediglich für Touristen geschaffen wurde (mit dem historischen Vlad Draculea hat er rein gar nichts zu tun). Aber da er eh auf der diesjährigen Route lag, hatte ich nun doch eine Übernachtung im "Castle Dracula-Hotel" gebucht.

Die Stimmung war sehr atmosphärisch, aber irgendwie selbst mir etwas zu klischeehaft: Über uns stand das blutrot beleuchtete Dracula-Hotel, der Mond schien auf den Borgopass und im Tal heulten die Wölfe. Bram Stoker hätte hier sicherlich seine Freude gehabt ;-)


Der Borgo-Pass (Pasul Tihuta)


Hotel "Castle Dracula", Piatra Fantanele

Nachdem wir im "Beton-Hotel" eingecheckt hatten (welches trotz eines stolzen Übernachtungspreises nicht mal einen Aufzug besaß), schleiften wir unsere Koffer in das hinterste Zimmer im 3. Stock und fielen nach einer kurzen Dusche schließlich todmüde ins Bett.
 

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